Aus Unfällen lernen: Stromunfall bei Reparatur einer durch Baumfällarbeiten beschädigten Freileitung

Monteur erlitt bei Reparatur einer Niederspannungsfreileitung durch Umgreifen eines unabgedeckten Leiterseils eine Körperdurchströmung.

Arbeitsauftrag:
Durch Baumfällarbeiten wurde eine Niederspannungsfreileitung beschädigt. Zum defekten Trassenstück gehörten drei Spannweiten mit zwei dazwischen befindlichen Holzmasten sowie einem Dachständer am Ende der Leitung. Gleichzeitig mit den Reparaturarbeiten war geplant, erstens die Freileitung durch eine isolierte zu ersetzen, zweitens zwei neue Holzmasten und drittens einen neuen Dachständer zu setzen. Zur Erleichterung der Arbeiten wurde ein Hubsteiger an dem nächsten Betonmast positioniert, von dem aus auch die isolierte Freileitung gespannt werden sollte. Laut Auftrag waren die Arbeiten als "Arbeiten in der Nähe" auszuführen.

Unfallhergang:
Der Aufsichtsführende Anton Meier* beauftragte den Monteur Stefan Jäger* mit den Spannarbeiten am Betonmast, während er selbst gemeinsam mit einem zweiten Monteur, Andreas Kruse*, die neue Leitung an den zwei Holzmasten entlang führen und einhängen wollte. Zum Schutz gegen zufälliges Berühren wurde die unterste Phase der weiterhin unter Spannung stehenden, alten Leitung isoliert abgedeckt. Die neue isolierte Freileitung wurde auf den unteren Aufhängungen der Masten aufgelegt, um später gespannt zu werden. Dazu benutzte das Unfallopfer Stefan Jäger vom Hubsteiger aus einen Kettenzug, der an dem Betonmast verankert war und auf Erdpotential stand. Aus ungeklärten Gründen umgriff Stefan Jäger plötzlich eines der oberen unabgedeckten Leiterseile und sank zusammen. Eine Unfallzeugin informierte sofort den Notarzt. Gleichzeitig kamen die zwei Kollegen Anton Meier und Andreas Kruse zu Hilfe, um den bewusstlosen Stefan Jäger wiederzubeleben. Erst der herbeigerufene Notarzt reanimierte dann das Unfallopfer erfolgreich.

Unfallanalyse:
Der Monteur Stefan Jäger erlitt eine Körperdurchströmung von Hand zu Hand. Ursache war die fehlende Abdeckung der Freileitungen im Handbereich des Unfallortes (siehe auch BGV A3 § 7). Die Gefahren am Arbeitsplatz wurden schlichtweg unterschätzt. Immer wieder führen Arbeitssituationen wie die dargestellte zu Stromunfällen. Gerade beim Spannen eines neuen Leiterseiles sind Körperbewegungen erforderlich, bei denen ein größerer Arbeitsraum - frei von möglichen Gefährdungen - berücksichtigt werden muss.

* Namen von der Redaktion geändert

  • Webcode: 14272792
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