Aus Unfällen lernen: Tödlicher Stromunfall an einer Kompaktklemme

Arbeitsauftrag:
Eine Elektroinstallationsfirma führte schon seit längerem Arbeiten für einen Netzbetreiber aus. Der Elektromonteur führte gerade vor Ort planmäßige Arbeiten aus, als er vom Netzbetreiber beauftragt wurde, eine akute Störung zu beseitigen. Eine Kabelabzweigmuffe sollte im freigeschalteten Zustand montiert werden. Der Auftragnehmer besaß die Schaltberechtigung für das Verteilungs-Netz und verfügte über den entsprechenden Zugangsschlüssel.

Unfallhergang:
Nach der Benachrichtigung meldete sich der Elektromonteur zunächst bei der Störungsstelle, holte sich dort die Unterlagen für den Arbeitsauftrag und fuhr weiter zur Arbeitsstelle. Die Grube war bereits ausgehoben. Er nahm weder Kontakt mit der zuständigen Schaltwarte auf noch führte er eine Freischaltung an der ca. 20 Meter entfernten Turmstation durch, obwohl er die Schaltberechtigung besaß. Ohne weitere Sicherheitsmaßnahmen begann er mit der Kabelmontage. Er entfernte den Kabelmantel und setzte den Kompaktklemmering auf das Hauptkabel. Nach Ablängen des Abzweigkabels klemmte er die einzelnen Adern an. Die Halbschalen waren vermutlich schon so weit angezogen, dass die Anschlussklemmen des Abzweigkabels bereits unter Spannung standen. Zum Anziehen verwendete der Elektromonteur einen unzureichend isolierten Innen-Sechskantschlüssel. Er erlitt eine Körperdurchströmung über die linke Hand zum Erdreich. Da er alleine arbeitete, verblieb er im Stromkreis und konnte nur noch leblos aus der Grube geborgen werden. Der Elektromonteur verstarb am Unfallort.

Unfallanalyse:
Der Elektromonteur missachtete die fünf Sicherheitsregeln. Nach (2) § 6 der BGV A3 "Elektrische Anlagen und Betriebsmittel" ist vor Beginn der Arbeiten der spannungsfreie Zustand herzustellen. Dem Elektromonteur muss bewusst gewesen sein, dass das Hauptkabel nicht freigeschaltet war. Trotzdem verzichtete er auf die für AuS-Montagen erforderlichen Schutzmaßnahmen, da neben geeignetem Werkzeug auch die Standortisolierung fehlte.